Mythen über Herdenschutzhunde – Was stimmt wirklich?
Herdenschutzhunde wie der Kangal, Pyrenäenberghund oder Maremma sind beeindruckende Tiere mit einer jahrhundertealten Tradition. Doch um sie ranken sich viele Mythen und Missverständnisse. Manche halten sie für aggressiv, andere für ungeeignet als Familienhunde – doch was stimmt wirklich?
In diesem Artikel räumen wir mit den häufigsten Vorurteilen auf und erklären, was Herdenschutzhunde wirklich ausmacht.
Mythos 1: „Herdenschutzhunde sind gefährlich und aggressiv“
Die Wahrheit:
Herdenschutzhunde sind nicht grundsätzlich aggressiv – aber sie sind wachsam und beschützend. Ihr Instinkt sagt ihnen, dass sie ihre Herde (ob Schafe oder Familie) bewachen müssen. Gegenüber Fremden können sie misstrauisch sein, aber bei guter Sozialisierung sind sie ruhig und abwartend.
Aggression entsteht meist durch:
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Schlechte Sozialisierung (Isolation, mangelnder Kontakt zu Menschen/Tieren)
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Fehlendes Training oder falsche Erziehung
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Unsichere Besitzer, die dem Hund keine klare Führung geben
Ein gut erzogener Kangal oder Pyrenäenberghund ist selbstbewusst, aber nicht angriffslustig.
Mythos 2: „Herdenschutzhunde kann man wie normale Hunde halten“
Die Wahrheit:
Nein! Diese Rassen sind keine klassischen Haus- oder Stadthunde. Sie wurden gezüchtet, um selbstständig zu arbeiten – das bedeutet:
✔ Sie brauchen viel Platz (idealerweise ein großes Grundstück oder einen Hof).
✔ Sie sind nachtaktiv, weil Raubtiere oft nachts angreifen.
✔ Sie bellen viel, um Eindringlinge zu vertreiben.
✔ Sie sind eigenständig und folgen nicht blind jedem Befehl.
Wer einen Herdenschutzhund wie einen Labrador halten will, wird scheitern.
Mythos 3: „Herdenschutzhunde können nicht mit anderen Tieren oder Kindern“
Die Wahrheit:
Wenn sie von Welpen an richtig sozialisiert werden, sind sie ausgezeichnet mit anderen Tieren und Kindern.
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Mit Nutztieren: Sie sehen Schafe, Ziegen oder Hühner als „ihre Herde“ und beschützen sie.
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Mit anderen Hunden: Oft verträglich, aber sie können dominant sein (vor allem Rüden).
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Mit Kindern: Viele Kangals oder Maremmas sind sanft und geduldig – aber kleine Kinder sollten nie unbeaufsichtigt bleiben, weil die Hunde sie im Spiel umstoßen könnten.
Problemfälle entstehen, wenn:
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Der Hund nicht an Kinder gewöhnt ist.
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Kinder den Hund provozieren (an den Ohren ziehen, ihm Futter wegnehmen etc.).
Mythos 4: „Herdenschutzhunde brauchen kein Training – sie wissen instinktiv, was zu tun ist“
Die Wahrheit:
Ja, der Schutztrieb ist angeboren – aber Erziehung ist trotzdem essenziell!
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Sie müssen lernen, wann Bellen angemessen ist (z. B. bei einem Wolf, nicht beim Postboten).
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Grundkommandos wie „Platz“, „Aus“ oder „Komm“ sind wichtig, um sie im Notfall abrufen zu können.
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Grenzen setzen ist notwendig, sonst entscheiden sie selbst, wer „Gefahr“ ist.
Ohne Training kann ein Herdenschutzhund zum Problem werden.
Mythos 5: „Herdenschutzhunde sind nur für Profis geeignet“
Die Wahrheit:
Sie sind anspruchsvoll, aber nicht unmöglich für engagierte Erstbesitzer.
Wichtig ist:
✔ Vorher gut informieren (Bücher, Züchter, Hundetrainer).
✔ Konsequente, erfahrene Führung – kein Platz für Unsicherheit.
✔ Passende Lebensumstände (keine Stadtwohnung!).
Wer bereit ist, Zeit und Mühe zu investieren, kann auch als „Anfänger“ einen Kangal oder ähnlichen Hund halten.
Fazit: Herdenschutzhunde sind weder Kampfmaschinen noch Schoßhunde
Sie sind intelligente, eigenständige Arbeitshunde mit einem starken Schutzinstinkt. Wer ihre Natur versteht und richtig mit ihnen umgeht, bekommt einen loyalen, mutigen und faszinierenden Partner.
Was denkst du? Hast du Erfahrungen mit Herdenschutzhunden? Teile sie in den Kommentaren!
Autorin.: Jenny Kalinowski
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